Mit Abass Baraou hat Deutschland endlich wieder einen Boxweltmeister. Weitere könnten dazu kommen, denn gleich mehrere deutsche Profis stehen vor einer Titelchance oder kämpfen demnächst um einen WM-Gürtel. BOXSPORT gibt den Überblick.
Weltmeister. Abass Baraou hat geschafft, wovon jeder Boxprofi träumt. In einem spektakulären Zwölfrunder krönte sich der 30-Jährige Ende August in Orlando gegen den Kubaner Yoeniz Tellez zum WBA-Interims-Champion im Halbmittelgewicht. Das „Interims“ verschwand wenig später, als WBA-Regent Terence Crawford in Las Vegas seinen Fuß in den Ring setzte, um Supermittelgewichts-König Canelo Alvarez zu entthronen.
Unification mit WBO-Champ Zayas?
„Jetzt muss ich auch Weltmeister bleiben“, gab Baraou im Gespräch mit BOXSPORT die Devise aus. Im Limit bis 69,85 Kilogramm hat er viele Optionen. Eine Titelverteidigung gegen US-Star Jermell Charlo etwa oder ein Vereinigungskampf gegen WBO-Meister Xander Zayas, der den Deutschen ins Visier genommen hat.
Ob Baraou sein Weltmeister-Kapitel mit Wasserman und den Sauerland-Brüdern aufschlägt, ist offen. Der Kampf gegen Tellez sei der letzte im Vertrags-Deal mit Wasserman gewesen, sagte Baraou. „Ich bin mit mehreren Promotern in Kontakt und warte auf das beste Angebot.“ Der Mann aus dem Ruhrpott hat sich in den USA und England längst einen Namen gemacht, in Deutschland blieb das (mediale) Echo auf den WM-Erfolg leider weitgehend aus.
Dabei ist die Lage im deutschen Profiboxen alles andere als düster. Baraou ist nicht der Einzige, der oben angekommen ist und in der Weltspitze mitmischt. Gleich fünf deutsche Boxprofis wittern WM-Luft, zwei davon bekommen noch in diesem Jahr eine Titelchance. BOXSPORT liefert den Überblick über die Titelanwärter aus Deutschland.
AGIT KABAYEL
26-0 (18 K.o.), Schwergewicht, Interims-Weltmeister WBC
Der „Leberking“ aus Bochum hat sich im Schwergewicht mit einer beeindruckenden K.o.-Serie in den Top 5 etabliert. Im Februar hackte Kabayel in Riad China-Koloss Zhilei Zhang klein und eroberte den Interims-Titel des WBC. Als solchem steht dem 33-Jährigen ein WM-Kampf gegen Weltmeister Oleksandr Usyk zu. Wann es dazu kommt, ist ungewiss. Usyk wird dieses Jahr nicht mehr boxen und muss 2026 zunächst gegen den Sieger des Kampfes zwischen Joseph Parker und Fabio Wardley (25. Oktober) ran.
Kabayel klettert am 10. Januar nach drei Kämpfen auf saudischer Bühne wieder in Deutschland in den Ring. In Oberhausen soll er auf einen Gegner aus den Top 10 der großen Verbände treffen, heißt es aus dem „Leberking“-Lager. Bei einem Sieg bleibt Kabayel in Wartestellung, könnte 2026 gegen Usyk um die Krone boxen. Der Ukrainer kann sich die Gegner auf der Zielgeraden seiner Karriere allerdings aussuchen, muss auf Gürtel und Verbandsstatuten keine Rücksicht mehr nehmen. Keine einfache Situation für Kabayel, dem indes auch so lukrative Kämpfe winken. Nach BOXSPORT-Informationen laufen hinter den Kulissen Pläne für ein großes Sommer-Event unter dem Motto „England vs. Germany“. Gewinnt Kabayel in Oberhausen, könnte er Ex-Champion Daniel Dubois vor die Fäuste bekommen, sofern sich der Brite nach seiner Knall-Pleite gegen Usyk erfolgreich zurückmeldet.
NOEL MIKAELIAN
27-3 (12 K.o.), Cruisergewicht, Nummer 1 WBC
Bei seinen großen Kämpfen wurde Noel Mikaelian bis dato von den Punktrichtern stets über den Tisch gezogen. So auch zuletzt im Mai: In Riad verlor er den WBC-WM-Fight gegen Badou Jack über zwölf Runden nach Punkten – ein umstrittenes Urteil, hatte Mikaelian doch deutlich mehr Treffer ins Ziel gebracht.
Immerhin: Ein beim WBC von Mikaelians Team und Promoter-Pate Don King eingereichter Protest fruchtete. Der Verband ordnete eine sofortige Revanche an, die Ende des Jahres stattfindet. „Ich habe für den 13. Dezember in Los Angeles bei den ,Ace Mission Studios‘ unterschrieben“, teilte Mikaelian BOXSPORT mit. …
Text: Martin Armbruster
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